22.11.03

2. Tag (Fr. 21.11.03)

Das Festival hat jetzt angefangen. Das haben jetzt auch die Filmvorführer mitbekommen. Denn inzwischen beginnen die Filme wenigstens 'ne viertel Stunde zu spät, also wie man es gewöhnt ist. Ansonsten war ich heute fleißig. Und ich mach ja tagsüber noch andere Sachen. Trotzdem hab ich es auf vier Filme geschafft. Diese waren:

Uma onda no ar (Radio Favela) von Helvécio Ratton, Brasilien (Reihe: International Discoveries)
Hierbei wird eine wahre Geschichte erzählt, wie in den Favelas, also den Slums Brasiliens einige Jugendliche sich über die Kommerziellen Radiosender aufregen, und beschließen ihren eigenen Sender in betrieb zu nehmen. Als ihnen das gelingt, beginnen die Probleme aber erst. Und was alles passiert bis sie dann von der UNO ausgezeichnet werden wird hier mit Musik und viel Humor beschrieben.

Wie die Produzentin erzählte betrachtet Sie diesen Film als Erweiterung etwa zu dem Film City of God, in dem nur die Probleme geschildert werden. In Radio Favela dagegen wird auch gezeigt das es Versuche der Slumbewohner gibt ihr Schicksal selbst in die Hände zu nehmen. Und so ist ein Film entstanden dessen positive Botschaft. Schon vom ersten Augenblick klar ist. Und auch wenn er einige Längen hat, so ist er doch unterhaltsam und Rutsch nicht in einen Gute-Menschen-Film ab. Denn jeder der Charaktere hat so seine Probleme, und das einer der Freunde ein Drogendealer ist, macht das ganze doch eher glaubwürdiger. So ist es ein ansehnlicher Film, auch wenn es noch besser werden darf.

Furia (Wütend/The Rage) von Radu Munean, Rumänien (Reihe: Internationaler Wettbewerb)
Luca ist ein kleiner Gauner. Leider auch etwas heißblütig. So vermasselt er ein getürktes Rennen. Er gewinnt, wo er doch verlieren sollte. Daher bekommt er völlig überraschend eine Rechnung von 7000 Dollar präsentiert, die er doch bitte bis morgen begleichen soll, wenn er den übernächsten Sonnenaufgang noch erleben will. Statt dem Geld das er nicht hat kommt er aber auf die Idee eine andere "Ware" anzubieten. Aber das ist gar nicht so einfach wie er es sich vorstellt.

Auch einen Film zu machen ist nicht einfach. Und was hier aus Rumänien kommt ist nichts ganzes uns nichts halbes. Die Darstellung des Loosers ist nicht gerade neu. Und die, z.t. exzessive, Darstellung von Gewalt ist es auch nicht. Dabei rutscht der Film nicht in ein Trivialmärchen ab, ist aber auch nicht gerade ein Highlight. Anständiges Mittelmaß würde ich sagen.

Donau, Dunaj, Duna, Dunav, Dunarea von Goran Rebic mit Otto Sanders und Robert Stadlober, Österreich (Reihe: Internationaler Wettbewerb)
Im einzigen deutschsprachigen Wettbewerbsbeitrag kommt gleich eine Horde von bekannten Schauspielern. Allen voran Otto Sanders welcher einen Kapitän eines Donauschiffes spielt und Robert Stadlober als dessen Sohn. Und alles dreht sich um das Schiff bzw. um den Fluss dessen verschieden Namen bis zur Mündung dem Film den Titel gegeben hat. Und so kommen die unterschiedlichsten Charaktere zusammen die für eine kurze Zeit eine Schicksalsgemeinschaft bilden.

Große Namen und die Platzierung als Eröffnungsfilm des Festivals wecken Hoffnungen. Hoffnungen die nicht erfüllt werden. Viele kleine Geschichten ergeben eben noch keine Große. Da hilft auch kein Otto Sanders. Denn die einzelnen Geschichten laufen mehr oder weniger neben her, sie sind kaum verquickt. Man merkt das wenn 'ne viertel Stunde lang vom einem Erzählstrang gar nix zu hören ist, und dann dieser wieder aufgenommen wird, als ob es nahtlos weiterginge. Enttäuschend.

Khamoushiya Darya (Die Stille des Meeres/Silence of the See) von Vahid Mousaian, Iran (Reihe: Internationaler Wettbewerb)
Siavash ist Iraner und lebt es Emigrant in Schweden. Er hat Frau und Kind, und macht sich eines Tages plötzlich auf um in sein Heimatland zu reisen. Dazu kommt er auf eine Insel im Golf, um von da aus vielleicht eine Möglichkeit zum Übersetzen zu finden. Denn Offiziell wird er nicht einreisen können. Und so telefoniert er fast die ganze Zeit, um einen Weg zu finden seine Wünsche zu erfüllen.

Tatsächlich ist dieses Telefonieren der Hauptbestandteil des Filmes. Er telefoniert mit seiner Frau und seiner Tochter, mit seinem Freund im Iran und anderen. Darüber hinaus passiert herzlich wenig in diesem Film. Und auch seine Gefühlregungen sind nicht nachvollziehbar. So bleiben schöne Bilder, aber nicht mehr.

Am Abend gabs dann wieder gute Gespräche. Z.b. ist Hochzeitsvideo bei den anderen besser Angekommen. Bei Hong Kong Police dagegen waren wir uns einig. Es ist dann wieder spät geworden.

Posted by Reinhard at 22.11.03 02:42 | TrackBack
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